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LIA

Laboratory for Integrative Architecture 
LOREM IPSUM

CRITICAL MASS 3

MA:A + M-ARCH-T: ES Hochbau I / Architektonischer Entwurf, Sommer 2022



New Babylon, Constant Nieuwenhuys,1956-1974

English version here.

Qualifizierung


Das Entwurfsstudio richtet sich an hochmotivierte Studenten, die sich mit Zeichnen, Modellbauen und weiteren Medien auskennen. Sie sollten neugierig und offen für einen Entwurfsprozess sein, der nach innovativen Lösungen sucht. Austausch-Studierende sind ausdrücklich willkommen.


Einführung


Berlin muss (mehr) Bauen, das scheint Konsens seit Jahren. Während die allgemeine Aufmerksamkeit weiterhin auf der umkämpften wie stagnierenden „Innenentwicklung“ liegt, werden am sogenannten „Stadtrand“ Fakten geschaffen, häufig ohne viel Beachtung. In den peripheren Bereichen der Stadt, die häufig auch Grenzbereiche des Landes Berlin sind, wird geplant als gäbe es keine Klimakrise, keine Klimaschutzprogramme, geschweige denn alternative Visionen zu Kleinstädterei, niedriger Dichte und Sprawl. Aber gibt es den „Stadtrand“ eigentlich noch, wenn Menschen in Berlin arbeiten und täglich zwei Stunden Fahrt in Kauf nehmen, teils freiwillig, um „im Grünen“ zu wohnen, teils ohne Wahl, aufgrund hoher Mieten? Das Land Brandenburg wächst derzeit stärker als das Land Berlin, und das nicht erst seit Corona.

Wo aber hört „Berlin“ auf, wo fängt es an, und können menschengemachte Kulturlandschaften wie jene an den Landesgrenzen Berlins wirklich als Gegensatz zur Stadt herhalten?

Wie soll „Stadt“ jenseits zentraler Lagen geplant werden und welchen Beitrag leistet die Architektur – darum geht es in diesem Entwurfsstudio. Den konzeptionellen Rahmen für diese Fragestellung stellt das „Grüne Stadtarchipel“ von 19771, welches das damalige West-Berlin als einen Archipel kompakter Bebauungsinseln umschrieb, eingebettet in eine grüne Parklandschaft. Im Kontext unseres Design-Studios beschreibt das Stadtarchipel das städtebauliche Modell für einen minimal-invasiven Umgang mit neu zu interpretierenden Landschaften. Critical Mass beschreibt das Konzept für die Bebauungsinseln dieses Archipels – ebenso große wie kompakte, hybrid genutzte Gebäude mit einem minimalem footprint.


Metropolregion Berlin-Brandenburg

Durch eine kontinuierliche Bevölkerungszunahme befindet sich Berlin seit einigen Jahren unter enormem Entwicklungsdruck. Mit derzeit rund 3.750.000 Millionen Einwohnern hat die Stadt 2021
den höchsten Bevölkerungsstand seit Ende des Zweiten Weltkriegs erreicht. Mit der COVID19-Pandemie gingen die Wachstumsraten Berlins zwar zurück, doch scheint dies lediglich mit einer Verlagerung des Wachstums nach Brandenburg in den „Speckgürtel“ Berlins zusammen zu hängen.

Der Wohnungsbau in Berlin konnte mit dieser Entwicklung nicht mithalten. Dem Land Berlin fehlen im Schnitt etwa 80.000 Wohnungen pro Jahr.3 Eine Ursache lag und liegt in der Entwicklungspolitik. Seit den 1990er Jahren hat sich der Berliner Senat auf die Innenentwicklung konzentriert. Ehemals zahlreich vorhandene Brachflächen wurden neu bebaut. Jedoch ist die innerstädtische Nachverdichtung in den letzten Jahren aus einer Vielzahl von Gründen ins Stocken geraten, seien dies Flächenknappheit, Streit um Planungsleitbilder, gestiegene Bodenpreise oder zeitintensive Planungs- und Partizipationsprozesse. Die anvisierten Neubauquoten wurden daher nicht eingehalten.

   Grand Berlin ATLAS, (1)Landscape, (2) Sub-Urbanity, F.Geipel, M. Murrenhoff, A. Saad, 2015/2016

Entwicklungsgebiet Neulichterfelde

Ein Beleg für überkommene Planungskonzepte ist das 96 Hektar große Entwicklungsgebiet „Neulichterfelde“ im Südwesten der Stadt, unmittelbar an der Grenze zu Brandenburg, das sich seit 2012 in der Planung befindet. Auf dem ehemaligen US-Truppenübungsgelände sollen ab diesem Jahr 240.000 Quadratmeter Wohn- und Gewerbeflächen gebaut werden. Der Masterplan der Groth Gruppe von 20194 sieht eine kleinteilige flächenintensive Bebauung auf 39 Hektar mit überholten Gebäudetypologien und Mobilitätskonzepten vor. Bereits 2010 kritisierte eine Wettbewerbsausausschreibung der landeseigenen Berliner Wohnungsbaugesellschaft HoWoGe den Status quo wie folgt:

"Vor dem Hintergrund des stetigen urbanen Wachstums, [...] rücken zunehmend auch periphere Siedlungsbereiche in den planerischen Fokus, welche durch überholte suburbane Bautypologien, eine geringe Dichte, einen erhöhten Individualverkehr und einen hohen Flächenverbrauch geprägt sind. Die zukünftige Stadtentwicklung sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, nachhaltige, flächensparende und urbane Entwicklungs- und Erweiterungsmöglichkeiten an den Rändern der Stadt zu schaffen, welche eine, den naheliegenden Agrar- und Naturlandschaften angemessene, Dichte sowie geeignete Bautypologien aufweisen."
source: HoWoGe, Auszug aus der Bekanntmachung des Ideenwettbewerbs "Stadtbaupuzzle für den Berliner Stadtrand", Stand: 9.10.2010


Green Archipelago / Critical Mass

Das „Grüne Stadtarchipel“ (Oswald Mathias Ungers und Rem Koolhaas mit Peter Riemann, Hans Kollhoff und Arthur Ovaska), das 1977 im Kontext eines schrumpfenden West-Berlins veröffentlicht wurde, beschreibt „ein zukünftiges stadträumliches Modell“8 für Berlin. Die grundlegende Idee bestand darin den demographischen Schrumpfungsprozess in einen kontrollierten Rückbau des Gebäudebestands zu übersetzen.

Im Rahmen des Entwurfsstudios wollen wir dieses dialektische Modell auf die Berliner Peripherie anwenden, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen: die Stadt wächst, sie drängt in die bestehende Landschaft. Statt einer flächenintensiven Ausbreitung der Bebauungsflächen schlagen wir einen schonenden, selektiven Rückbau der bestehenden Landschaft und Vegetation vor. Das Entwerfen erfordert also einen umgekehrten gedanklichen Prozess. Da die Landschaft schon „da“ ist stellt sich vor allem die Frage nach einer am Flächenverbrauch gemessen minimal-invasiven Architektur. Leitbild ist hier die Idee der „kritischen Masse“, die auf ebenso große wie kompakte, hybrid genutzte Gebäude mit einem minimalem footprint zielt. Neben einer hohen Grundstücksauslastung birgt die kritische Größe für uns auch ein programmatisches Versprechen, die Idee eines surplus: größenbedingte Einsparungen sollen für einen gemeinschaftlichen Nutzen umgewidmet werden. Diese kollektiv genutzte "Infrastruktur" kann sich sowohl an die Hausgemeinschaft wie an eine weitere Öffentlichkeit richten.


Atlanpole, Nantes, Hans Kollhoff, 1988

„Masterplan“ / Grundstück

Das Entwicklungsgebiet Neulichterfelde liegt im südlichen Lichterfelde. Bei der 96 Hektar großen Fläche handelt es sich um einen ehemaliges Truppenübungsgelände mit teils üppiger Vegetation. Der südliche Rand des Geländes bildet die Grenze zwischen Berlin und Brandenburg, die Grenze bildet sich unmittelbar in der Form des Geländes ab. Das Gelände ist über den S-Bahnhof Lichterfelde Süd (S25/S26) direkt ans Berliner Zentrum und das S- und U-Bahnnetz angeschlossen. Ein zweiter Ausgang im Süden der Station ist geplant. Im Norden liegt die Thermometersiedlung, eine Platten-Großbausiedlung aus den 1970er Jahren, im Osten und Westen ist das Gebiet durch Reihen- und Einfamilienhäuser geprägt.


source: Google Satellite

Aufgabe
Jede Entwurfsgruppe bekommt einen Sektor auf dem Entwicklungsgebiet Neulichterfelde zugewiesen. Für diesen Sektor sollen Sie ein hybrid genutztes Gebäude mit einer kompakten Kubatur (insgesamt 30.000 bis 50.000 Quadratmeter BGF) und einem minimalen Footprint entwickeln. Das Programm folgt den Vorgaben des Berliner Senats: 5/6 Wohnen, 1/6 Gewerbe und soziale Infrastruktur. Die vorgezeichneten Sektoren beschreiben eine vage Vorgabe zur Positionierung der Gebäude. Mit guten Argumenten sind Sie frei diese Vorgaben zu umgehen. Die Gebäude sollten sich nichtsdestotrotz an der umgebenden Landschaft (und Bebauung) orientieren, und sich nach Möglichkeit auch mit den zeitgleich entstehenden Nachbargebäuden arrangieren. Gelegenheiten für eine solche Koordination bieten die Pin-Ups und die Zwischenpräsentation. Alle Gebäude werden über die vorgegebene(n) Infrastrukturachse(n) erschlossen. Ihr Querschnitt und ihre Nutzung ist projektspezifisch zu differenzieren.

Programm

Modul

Master: Arch M E. 01 Entwurfsprojekt Hochbau I (EP 12ECTS/8SWS)
Master: M-Arch-T P(15) Design Studio (iV 12ECTS/8SWS)

PiV
Master: Arch M E. 01 Projektintegrierte Veranstaltung zum Hochbau I (PiV 3ECTS/2SWS)
Master: M-Arch-T P(15) Design Studio Integrated Seminar Typology (iV 3ECTS/2SWS)


Allgemeine Termine
 
Mittwoch, April 13 2022 E-Mail-Benachrichtigung über Studio-Teilnahme
Donnerstag, April 21 2022 13.00-20.00 h Studio-Einführung / Modellbauworkshop
Donnerstag, Mai 05 2022 14.00-16.00 h Pin-up 1
Donnerstag, Mai 19 2022 10.00-12.00 h Pin-up 2
Donnerstag, Juni 9 2022 10.00-14.00 h Zwischenpräsentation
Donnerstag, Juni 30 2022 10.00-12.00 h Pin-up 3
Donnerstag, Juli 21 2022 10.00-14.00 h Endpräsentation

Bitte prüfen Sie den Zeitplan auf der tubcloud regelmäßig für etwaige Änderungen.

Struktur


Wir beginnen mit einer zweiwöchigen Analysephase, in der das Gebiet untersucht und Projektreferenzen analysiert werden. Auf diese folgt eine zweiwöchige Experimentierphase, in der drei Entwurfsszenarien entwickelt werden. Im Anschluss werden zwei dieser Szenarien weiterverfolgt, mit dem Ziel eines dieser Szenarien in der Zwischenpräsentation als Konzept vorzustellen. Bis zur Endpräsentation wird dieses Konzept in Form von Plänen, Schnitten, Modellen und weiteren Zeichnungen im Maßstab 1:200 ausgearbeitet.

Für weitere Informationen bezüglich der Online-Lehre und des Semesterablaufs lesen Sie bitte
den Design Brief im Download Bereich.


Sprache

Die Studiosprache ist Englisch, alle Lehrmaterialien mit Ausnahme des Projekt-Brief sind auf Englisch formuliert. Die Studierenden sind frei auf Englisch oder Deutsch zu sprechen, zu schreiben oder zu präsentieren. Wenn die Studierenden es wünschen, kann individuelles Feedback der Lehrenden auch auf Deutsch gegeben werden.

Downloads


Timetable 
Design Brief


Kontakt


Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte unseren Wissenschaftlichen Mitarbeiter Martin Murrenhoff (martin.murrenhoff@tu-berlin.de).

Für technische Fragen zur tubcloud, dem Studio Zugang, Stryrocuttern, o.ä. Themen kontaktieren Sie bitte unsere Tutorin Niki Sidirourgou (niki.sidirourgou@campus.tu-berlin.de).

Für alle administrativen Angelegenheiten kontaktieren Sie bitte Katrin Ritter (a20@tu-berlin.de).
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